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Stell dir vor es wird Krieg gespielt …

… und nur ein paar Zuschauer kommen. Das Wetter ist perfekt, um Revolution oder Cowboy und Indianer oder Bürgerkrieg zu spielen. Schon morgens bringt sich eine der beiden Manschaften (die in grün spielende) in Stellung – bis 14 Uhr bin ich beim samstäglichen Umherstreifen am Prenzlauer Berg bereits dreimal kontrolliert worden. Eine noch eingeschweißte Fahrradkette, darf ich behalten, weil ich noch andere neue Fahrradteile in der Tasche habe. Sogar der spöttische Hinweis auf die Überlegenheit meiner Fahrradkette gegenüber gängigen Waffen wie Bierflaschen usw. bringt die Wachposten des grünen Teams nicht aus der Ruhe. Später passiere ich die Kontrollstation noch mal mit einer Tennistasche. Auch diese wird gründlich untersucht. Schließlich erinnert schon ihre Form an Koffer, denen Auftragskiller ihre in Einzelteile zerlegte Präzisionswaffe entnehmen. Eine Assoziation, die ich übrigens immer habe, wenn ich meinen mattschwarzen Wilson ProStaff 6.0 (Modell 87) aus der Tasche nehme, ihn, um sein Gewicht zu fühlen, kurz auf und ab bewege und dabei eine gerade Rückhand die Linie entlang antizipiere.

Die grünen Männer wissen nichts von diesen Allmachtsphantasien und lassen mich auch mit Tennisschläger bewaffnet passieren. Im grünen Team gibt es nicht wenige Frauen. So ist das heute bei den nicht ganz ernst gemeinten sportlichen Wettbewerben, bei denen es zwar spaßig, aber doch gerecht zugehen soll: Jedes Team muss eine Frauenquote erfüllen. Ich bin in den Alpen schon beim Bergauflaufen von einem Läufer, der mit seiner Teamkollegin via Hüftgurt zusammengebunden war, überholt worden und bei der letztjährigen Völkerballweltmeisterschaft am Oststrand trumpfte das japanische Team mit offenbar gentechnisch veränderten Spielerinnen auf, die des Ballfangens mächtig waren.

Ein letztes mal passiere ich die Kreuzung Oderberger Straße / Bernauer Straße gegen 2 Uhr nachts. Sie ist immer noch ganz in grüner Hand. Die Zuschauer in den Kneipen und Cafés in der Oderberger Straße wandern allmählich ab. Vom andere Team ist immer noch nichts zu sehen. Ich frage mich, ob sie an der Frauenquote gescheitert sind oder ob sie auf das neue Mobilfunkspiel der Telekom umgestiegen sind, bei dem nicht mehr Plätze und Straßenzüge besetzt werden, sondern nur noch Mobilfunksender.

Für die Zuschauer ist das Telekomspiel natürlich nicht so unterhaltsam. Man sollte vielleicht erwägen, Sonderpunkte für brennende Autos zu einzuführen.