René Dondelinger, 22
Gaston Elchroth, 21
Pierre Feltz, 22
René Jaques Freres, 23
Albert Gaviny, 24
René Goebel, 23
Ferdy Hansen, 23
René Kauffmann, 22
René Kayser, 20
Leon Mathias Kohn, 22
Marcel Scheibel, 20
Alfred Schloesser, 24
Edouard Schroeder, 23
Jean Serres, 23
Pierre Sinnes, 23
Jean Urth, 21

Bericht des Gefängnispfarrers Kneip

Es ist mir geradezu ein Bedürfnis, dem luxemburgischen Volke von seinen Helden zu berichten, die ihr junges Leben freudevoll für Luxemburg hingegeben haben. Noch nie erschütterte mich eine Exekution so, wie bei diesen Helden.

Sie wurden von Trier nach hier gebracht. Natürlich wurden die Akten streng geheim gehalten. Allen Leuten, auch mir, war jeder Zutritt streng verboten. Ich konnte nur die Erlaubnis erwirken, ihnen ein Gebetbuch zu übermitteln. Erst sollten sie alle 16 mit einmal erschossen werden. Ich durfte erst nach Verkündigung des Urteils, morgens um 4 Uhr zu ihnen kommen. Da ich glaubte, in dieser Zeit nicht alle 16 für ihre letzte Stunde vorbereiten zu können, wurde mir die Zuzuiehung des Domkapellmeisters Pabst gestattet. Schliesslich waren es doch nur 7, die erschossen werden sollten, sodass ich glaubte sie allein betreuen zu können.

In der schlaflosen Nacht zum Hinrichtungstag überlegte ich mir viel, wie ich den Übergang vom Verkünden der Vollstreckung des Todesurteils zur Vorbereitung zum Empfang der Sakramente finden könnte. Als ich um 4 Uhr 15 Min den sogenannten Luftschutzraum, wo die Verurteilten untergebracht waren , betrat, war ich höchst erstaunt, sie alle freudig gestimmt zu finden. Grösste Bereitwilligkeit, die hl. Sakramente zu empfangen, fand ich bei allen vor. Sodann bereitete ich alles vor zum Abhalten der hl. Messe. Ich fragte, ob jemand in der Lage sei, die Gebete laut vorzusprechen, sie waren alle bereit. Kaiser wurde vorgeschlagen. Nun wohnten sie mit gößter Andacht der hl. Messe bei. Ohne jegliche Unterbrechung betete Kaiser recht andächtig vor. Nach der hl. Kommunion sagte er:

"Lasst uns ein Vaterunser beten, dass wir den Tod hinnehmen zur Sühne für unsere Sünden und unser Vaterland". Nach dem Gottesdienst nahmen sie das Frühstück ein, welches ihnen gut mundete. Allmählich rückte die Zeit heran. Wieder gefesselt, bestiegen sie den Wagen und es ging dem Hinrichtungsplatz (Kiesgrube) entgegen. Ich setzte mich unter sie, die Cigarette ging von Mund zu Mund. Wir beteten und sangen. Kaiser sagte auf einmal:

"Wir wollen noch ein Vaterunser beten für unsere Jungen, damit sie werden wie wir sind."

Wir beteten für unsere Feinde, für das Land Luxemburg und für die Großdherzogin. Sie fragten mich noch, ob sie alle 7 auf einmal oder nacheinander erschossen würden. Zu ihrer Beruhigung konnte ich sagen: alle auf einmal. Nach 7 Minuten waren wir an den Platz gekommen. Sie hatten im Wagen so laut und begeistert gesungen, dass der Hauptwachtmeister durch mich ihnen sagen liess, sie möchten leiser sein, die ganzen Leute würden zusammenlaufen.

Nun wurden sie an den Pfahl gebunden. Ein jeder trug eine Nummer, groß mit Kreide auf den Rock geschrieben, damit es keine Verwechselung bei der Beerdigung gebe. Als die Augenbinde angelegt wurde, wehrten sie energisch ab, sie wollten dem Tode offen ins Gesicht schauen. Der Hauptmann sagte, es sei zur Sicherung der schiessenden Mannschaft. Schliesslich bat ich sie, sie möchten es geschehen lassen. Daraufhin taten sie es. Sie hatten mich schon vorher gefragt, ob sie nicht vor ihrem Ende die Nationalhymne singen könnten, was ich ihnen empfahl. Der kommandierende Offizier war freundlich genug, zu warten, bis die Hymne zu Ende gesungen war. Dann riefen sie:

"Der Segen des allmächtigen Gottes, des Vaters, des Sohnes und des hl. Geistes steige über euch und eure Familien herab und führe euch in eine ewige Glückseligkeit."

Nun rief noch einer nach dem anderen: "Wir danken Ihnen, Herr Pfarrer!"

Darauf kam das Kommando: "Zum Schuss legt an, gebt Feuer!"

Alle waren gut getroffen. Der Himmel hatte 7 tapfere und frommeHelden mehr. Ich blieb noch bei der Einsargung dabei und konnte nur mit größter Mühe meine Tränen zurückhalten. Noch nie hatte mich eine Hinrichtung so erschüttert.

Mit Rücksicht auf eine spätere Ausgrabung achtete ich darauf, dass es bei der Einbettubg ins Grab keine Verwechslungen gebe. Zusammenfassend Möchte ich sagen, dass alles in grösster Ordnung und schonender Weise vor sich ging. Genauso gestaltete sich die Execution der Übrigen. Auch sie waren Helden, die ebenso freudig ihr junges Leben für ihr Vaterland hingaben.

Bei allen benutzte ich den selben Rosenkranz, da ich beabsichtigte, ihn als hehres Andenken dem luxemburgischen Volke zu geben.

Möge das Opfer der jungen Blutzeugen dem Vaterlande und seinem Herrscherhause Segen bringen.

Gez. Kneip
Pfarrer